ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Anleger zögern vor der Brexit-Abstimmung
Datum: 18.10.19 Uhrzeit: 18:25
FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem mit Spannung erwarteten Brexit-Showdown haben sich
die Anleger am Freitag im Frankfurter Handel nicht mehr weiter aus dem Fenster
gelehnt. Nach einer knapp zweiwöchigen Erholungsrally, die den Dax am Vortag in
der Spitze über die Marke von 12 800 Punkten getrieben hatte, hielten sie zu
Wochenschluss ihr Pulver trocken wegen der Zweifel, dass das Abkommen mit der EU
am Samstag den Weg durch das britische Parlament findet.
Letztlich ging der Dax etwas schwächer aus dem Handel. 12 633,60 Punkte
bedeuteten am Freitag ein Minus von 0,17 Prozent, auf Wochensicht aber ein Plus
von knapp 1 Prozent. Die Hoffnung auf einen geregelten Brexit gilt damit ebenso
als eingepreist wie die zuletzt gestiegene Zuversicht im US-Zollstreit mit
China. Als Stimmungsbremse galt am Freitag aber ein überraschend langsames
Wachstum der chinesischen Wirtschaft im dritten Quartal.
Beim MDax war der Abschlag letztlich noch etwas größer. Der Index für
mittelgroße Werte sank zu Wochenschluss um 0,40 Prozent auf 25 999,86 Punkte.
Nachdem sich Großbritannien am Vortag mit der EU auf einen Scheidungsvertrag
geeinigt hatte, bleibt nun das britische Parlament am Samstag eine große Hürde.
"Bei aller Freude darüber: Die Kuh ist noch längst nicht vom Eis", warnen die
Experten der LBBW. Wegen des Widerstands der nordirischen Partei DUP gehen viele
Fachleute von einem vollkommen offenen Ergebnis aus, was die Brisanz bei der
Abstimmung deutlich erhöht.
Auf Unternehmensseite zogen die Autowerte die Aufmerksamkeit negativ auf sich.
Eine Gewinnwarnung von Renault schickte den ganzen europäischen Sektor auf
Talfahrt. Während die Papiere der Franzosen in Paris um 11,5 Prozent absackten,
ging es im Dax für die Aktien von VW , Daimler und BMW um zwischen 0,5 und
1,4 Prozent bergab.
Auf der positiven Dax-Seite tauchten vor allem Versicherungswerte auf, der
Leitindex wurde angeführt von Allianz und Munich Re mit Kursgewinnen von über
jeweils 1 Prozent. Hilfreich bei dem Rückversicherer war, dass dieser sich nach
dem dritten Quartal auf einem guten Weg sieht, um sein Gewinnziel in diesem Jahr
zu toppen.
Bei Osram kam zu Handelsende Bewegung auf. Erst wurde bekannt, dass von den
Finanzinvestoren Advent und Bain kein neues Gebot zu erwarten ist, dann kam der
jüngst gescheiterte Interessent AMS mit einer neuen Offerte um die Ecke. Wie
zuvor bietet der Sensorhersteller 41 Euro je Aktie, nun aber mit einer
niedrigeren Annahmeschwelle. Die Osram-Aktien beendeten den Handel 3 Prozent
höher.
Kaufempfehlungen von Analysten trieben zudem die Aktien der Deutschen Post und
der Software AG nach oben. Die Aussichten für den Logistikkonzern hätten sich
deutlich verbessert und der Blick in die Zukunft sei klarer geworden,
argumentierte Berenberg-Analyst William Fitzalan Howard. Dies verhalf den
Papieren im Dax mit 0,8 Prozent ins Plus.
Bei der Darmstädter Software AG dagegen sieht Analyst Gautam Pillai von der
US-Investmentbank Goldman Sachs positive Anzeichen für eine Kehrtwende - unter
anderem wegen der Umstellung auf Abonnement-Modelle für seine Software. Die
Anteile gewannen an der Spitze im MDax 3,2 Prozent.
Im SDax sorgte die Ceconomy -Aktie mit einem Kursrutsch um 11 Prozent für
Aufsehen, nachdem der Aufsichtsrat die Trennung von Vorstandschef Jörn Werner
bekannt gegeben hatte. Analyst Jürgen Elfers von der Commerzbank befürchtet nun,
dass bei der Neuausrichtung der Media-Markt- und Saturn-Holding wertvolle Zeit
verloren geht.
Auf europäischer Bühne war das Bild ähnlich wie beim Dax. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,26 Prozent auf 3579,41 Punkte.
Geprägt von den Kursrutschen bei Renault und dem Lebensmittelkonzern Danone sank
der Pariser Cac 40 sogar um 0,65 Prozent. Der Londoner FTSE 100 gab um 0,4
Prozent nach. Auch der New Yorker Dow Jones Industrial lag zum hiesigen
Handelsschluss etwas im Minus.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,38 Prozent am Vortag auf minus
0,39 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 144,88 Punkte. Der
Bund-Future verlor 0,14 Prozent auf 171,51 Punkte.
Der Euro legte zu und kostete zuletzt 1,1154 US-Dollar. Die Europäische
Zentralbank hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,1144 (Donnerstag:
1,1113) US-Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8973 (0,8999) Euro
gekostet./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX
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